13.09.-12.10.2014
Was nehmen wir als Landschaft wahr? Welche Vorstellungen machen wir uns von unserer Umgebung? Wie real oder wie fiktiv ist Landschaft? Diese Fragen stellt sich die aktuelle Ausstellung im Benzeholz. Mit Raphael Egli, Michelle Kohler/Timo Müller und Sandra Senn werden drei Positionen gezeigt, die sich malerisch, fotografisch und installativ mit der Beziehung von Kultur und Natur auseinandersetzen.
In seinen grossformatigen Gemälden nimmt Raphael Egli (* 1975, lebt und arbeitet in Luzern und Emmenbrücke) den ihn umgebenden Raum in den Blick. Neben Innenräumen und Stilleben ist die Frage nach dem Erfassen von Landschaft ein wichtiges Thema seiner Malerei: Wie lässt sich die unermessliche Weite zwischen Bergen, Wäldern oder Wassern ins Bild bringen? Obwohl Raphael Egli Freiluft-Zeichnungen direkt ins Bild überträgt, geht es nicht um das Abbild von Landschaft, sondern um das Eröffnen von Räumen oder das Erleben einer Stimmung.
Vor mythenreichen Berglandschaften wie der des Vierwaldstädtersees steckt Sandra Senn (* 1973, lebt und arbeitet in Turgi und Berlin) eine unglaublich vielschichtige Kulisse ab. Die Bilder stellen die Frage nach dem Ort, dem Zuhause oder der Heimat, welche sowohl provisorische Gebilde in leichter Holzbauweise oder Zeltform als auch über Jahrtausende gewachsene Landschaften bieten können. Und gleichzeitig geht von ihnen eine rätselhafte Magie aus, weil die fotografischen Kompositionen zwischen verschiedenen Wirklichkeiten hin und her pendeln.
Auf andere Weise befragt Michelle Kohler (* 1981, lebt und arbeitet in Luzern und andernorts) in ihrer Fotoserie „Home“ (2006-14) das Verhältnis von Wohn- und Landschaftsraum. Die archetypische Vorstellung von Wohnen als Schutz vor Wind und Wetter, ja vor der wilden unzähmbaren Natur bringt immer auch das Aussen ins Spiel. Die Ausstellung zeigt erstmals eine Auswahl von Fotografien aus Island, wo die Häuser in besonderem Mass ihrer Umgebung ausgesetzt sind. Zusammen mit Timo Müller (*1980, lebt und arbeitet in Luzern) hat Michelle Kohler eine überraschende Installation für den Aussenraum entworfen, welche die Besucher und die Umgebung des Benzeholzes reflektiert und das Ausstellungshaus gar in der Landschaft verschwinden lässt.
Text. Annamira Jochim
Bilder: Meredith Stadler