Christian Herter / Diana Seeholzer. stockwerk

25.10.-23.11.2014

Die Collagen der Kubisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder die Scherenschnitte von Henri Matisse eröffneten neue Perspektiven für die Kunst und unsere Wahrnehmung. Fläche und Raum, Bild und Objekt, Alltag und Kunst rückten näher aneinander, herkömmliche Ordnungen wurden gesprengt, zwischen Skulptur und Bild trat das Relief. Die Ausstellung „stockwerk“ von Christian Herter und Diana Seeholzer nimmt sich dieses Spielfeld aus heutiger Perspektive vor. Beide Künstler erzeugen Objekte, die auch flächig sind, wie etwa die Landebahn oder der Raumteiler; beide schaffen Bilder, die reliefartig aus mehreren Papierschichten aufgebaut sind.

Die Objekte von Diana Seeholzer (*1975, lebt in Küssnacht am Rigi) können als Aufsicht, Ansicht, Untersicht oder auch als Modell verstanden werden. Und doch sind ihre Arbeiten keine Modelle, weil sie nicht etwas Bestimmtes in einem anderen Massstab darstellen oder als Exemplum fungieren. Vielmehr entnimmt die Künstlerin Elemente der Realität und projiziert sie in die Fläche und somit in einen anderen Kontext.

Für ihre Collagen verwendet Diana Seeholzer eigens bearbeitete Oberflächen wie Holz, Papier und Plastikfolie, welche durch die sichtbaren Spuren der Schere und des Pinsel das Handgemachte und Gestische betonen. Die Tropf- und Fliessspuren von Tusche, Bleistift oder Acryl kontrastieren mit dem klaren Schnitt der Schere. Das Schneiden und Kleben der Papiere ermöglichen der Künstlerin wie bei ihren Objekten verschiedene Dimensionen gleichzeitig ins Spiel zu bringen: Formen herauszulösen – Blumen, Tische oder Drachen – und diese wieder in der Fläche verschwinden zu lassen.

Christian Herters (*1962, lebt und arbeitet in Luzern) Objekte sind von einem prekären Gleichgewicht geprägt. Gegensätze wie leicht und schwer, rauh und glatt, real oder abstrakt treten miteinander ins Gespräch und charakterisieren auf humorvolle Weise unser Dasein. Die Offenheit des Werks wird durch einfach zugängliche Materialien wie Gips, Papiermaché oder Holz unterstrichen. Die Frage nach der Dimension oder dem Massstab, die sich sowohl in den kleinen modellhaften Kompositionen als auch in den grossen raumteilenden Objekten stellt, bringt immer uns als Betrachter in Relation.

Aus geschnittenem, farbigem, teilweise bespraytem Papier hat Christian Herter Collagen hergestellt, die in ihrer Schichtung geradezu skulptural wirken. Im Benzeholz zeigt er die aus 45 Blättern bestehende Serie „Analphabet“. Wiederkehrende Formen von Ovalen und Kreisen, ausgeschnitten oder aufgeklebt, positiv oder negativ, bilden das Alphabet dieser Arbeit und eröffnen Bezüge zwischen den Bildern, ohne jedoch eine eindeutige Lesart zu ermöglichen.

Text: Annamira Jochim
Bilder: