Ralph Kühne / Cecile Weibel. the fabulous flaw

24.08.-22.09.2013

Die filmische, fotografische und performative Umsetzung von Identitätsfragen, von Rollenspielen und Posen in der Musik- und Popkultur verbindet das künstlerische Schaffen von Cecile Weibel (*1984) und Ralph Kühne (*1978). Beide bedienen sich verschiedener Sparten und erzeugen über die Kostümierung, das Make-up und die spezifisch eingesetzte Umgebung ein ausgeklügeltes System, welches sich prekären Situationen des menschlichen Lebens widmet.

Ralph Kühne sucht für seine fotografischen und filmischen Szenen eine vielsprechende Umgebung. Die meist architektonischen oder gar städtischen Räume – erzählerisch und abstrakt zu gleich – bilden die Bühne für seine Figuren. Das Selbstverständnis, mit dem die Figuren agieren, steht einer übermässigen Kostümierung oder Inszenierung gegenüber und umgekehrt. Die Orte, Personen oder Handlungen scheinen uns bekannt und bedienen unser kollektives Gedächtnis. Doch ihre Kombination aus verschiedenen Kontexten öffnet die Szenerie auf vielfältige Interpretationsmöglichkeiten und Geschichten hin. In Kühnes neuestem Film „the fabulous ending of a silly dream“ wird durch die Schwarzweiss-Aufnahmen eine Zeitlosigkeit suggeriert. Was wird hier inszeniert? Der Mythos einer Stadt, einer Person oder ist es einfach ein Traum?

Ausserdem liegt die Fotoserie „H - I’m so limited damn fuck!” in LP-Grösse von Protagonisten aus dem Film „Halbdichtheiten“ vor. Es ist ein Auszug von eingefrorenen Momenten, die doch in ihrer Dichte eine Menge zu erzählen wissen.

Die videografischen, installativen und performativen Arbeiten von Cecile Weibel kreisen um gesellschaftsspezifische Fragen der Identitätsbildung des einzelnen Subjekts in Beziehung zu sich selbst sowie zu Gruppen wie etwa die Familie oder der Freundeskreis. „Mit Kostüm, Maskerade, beweglichen Rollen, Spiel und Ernst“ sucht die Künstlerin „nach Bildern, die Personen und Situationen nicht festschreiben, sondern zum Oszillieren und Schimmern bringen“. Dabei greift die Künstlerin traditionelle Formate der Repräsentation wie das Tableau Vivant oder das Familienporträt auf und wendet diese zu alternativen Möglichkeitsformen. Gespräche mit ihren Eltern, dem Bruder und der Schwester zu der gemeinsam aufgeführten Performance „Big Five“ bringen einerseits grundlegende Familienkonstellationen und geschlechtsspezifische Merkmale zu Tisch und andererseits werden darin auch Fragen nach dem, was Performance für jeden einzelnen sein kann, gestellt.

Erstmals wird im Benzeholz Weibels Langzeitprojekt „New York – St. Tropez – Olten“ zu sehen sein, in dem Sehnsüchte und Lebensvorstellungen der im Titel genannten Orte aufeinander prallen. Durch die Kontextverschiebungen und die fliessenden Übergänge von inszeniert, halbinszeniert und dokumentarisch gelingt es der Künstlerin individuelle und kollektive Vorstellungen von Personen- und Städtekult aufzubrechen und zu hinterfragen.

Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne