In der Ausstellung von Seline Baumgartner, Bruno Steiner, Ray Hegelbach und Josef Maria Odermatt treffen Flächen auf Körper und Volumen auf Flächen, gelegentlich verschmelzen diese. Bereits in den Eisenskulpturen von Josef Maria Odermatt sind diese Spannungen sichtbar, doch im Gegenüber mit seinen mit wenigen Pinselstrichen auf grobem Papier geschaffenen Zeichnungen und den malerischen Werken von Ray Hegelbach wird diese Dimension in den Vordergrund treten.
Josef Maria Odermatts Skulpturen entstehen aus Vierkant- und Flacheisen, die durch Pressen, Biegen und Schweissen in neue, geometrische Formen gebracht werden. In den Biegungen wird die Kraft dieses Arbeitsprozesses sichtbar, wenn sich die glatte, massive Oberfläche verformt. Die Skulpturen wirken kompakt und ihr Volumen scheint komprimiert. Sie verschliessen sich und öffnen sich zugleich der Umgebung, durch die Wiederholung der einzelnen Formen und Objekte und durch die Zwischenräume. Die Wiederholungen eröffnen die Möglichkeit zu einer imaginären Erweiterung der Skulptur und damit zu einer Weiterführung im Raum.
Zeitgleich zur Ausstellung im Benzeholz werden die Zeichnungen von Josef Maria Odermatt, welche sich in der Sammlung der Gemeinde befinden, in der Artothek ausgestellt.
Die Werke von Ray Hegelbach zeigen seinen experimentierfreudigen, eklektischen Umgang mit verschiedenen Materialitäten, Formensprachen und Techniken. Die Leinwand ist durch mehrere Farbschichten, die wieder abgeschliffen werden, fast nicht mehr sichtbar und wirkt wie Papier – auf dem Zeichnung und Malerei aufeinander treffen. Den Zeichnungen und Flächen gibt der Künstler durch die Materialität der Farbe, die manchmal direkt aus der Tube aufgetragen wird, ein Volumen. Doch entzieht er den Bildern dieses Volumen wieder durch das Nebeneinander der Farbkleckse und die Verfremdung der einzelnen Motive, indem die im Bild angelegte Geschichte zerstreut und zugunsten von Fläche und Formenspiel entzogen wird.
Der Zirkel wandert auf dem Papier 1000mal im Kreis herum, bis er eine Distanz von 1 Kilometer zurückgelegt hat. Auf dem Video wurde das Wandern des Zirkels festgehalten. Das einzige, was sich während diesem Kilometer ändert, ist der Schatten des Fensters, der mit dem Sonnenlicht wandert. Ohne das Blatt zu verlassen, gelingt es Seline Baumgartner mit Hilfe einer Linie und der Videoaufnahme Raum und Zeit in ihr Werk einzubinden. Diese Kombination von Installation und Video ist ein charakteristisches Verfahren der Künstlerin.
Die Animation «Lifeboat» von Bruno Steiner, dessen Schaffen sich auf Video-Animationen konzentriert, ist eine Folge von Monitorbildern. Der Betrachter glaubt Zeichnungen vor sich zu haben, was durch die Ausschnitte von geometrischen, schwarz-weissen Flächen, wie mit einem groben Kohlestift gezeichnet, suggeriert wird. Durch die Bewegung und Geräusche gibt sich nach und nach eine Schachtel zu erkennen, welche sich dreht, sich öffnet und immer wieder die Beziehung von Innen- und Aussenraum ändert. Es ist ein Wechselspiel vom Positiv zum Negativ, vom Rechteck zur Schachtel und wieder zur Zeichnung.
Text: Laura Breitschmid
Bilder: Ralph Kühne