18.05.-07.07.2024

Resonanz entsteht, wenn ein schwingfähiges System wiederholt angeregt wird – ein Resonanzraum durch das bewusste Agieren mit anderen zusammen. Diesem Prinzip folgend steht in der Doppelausstellung mit Andreas Weber und Ramon Feller das Benzeholz mit seiner unmittelbaren Umgebung im Zentrum. Die Künstler treten mit einem bewusst prozess-basierten sowie spielerischen Ansatz auch miteinander in einen Dialog.

Ramon Fellers (*1988, lebt und arbeitet in Basel und Zürich) Arbeiten sind oft multimedial. Das Zusammenkommen von Rhythmik und Mechanik sowie der Umgang mit zeitlichen Abhängigkeiten innerhalb von Systemen spielen dabei eine wichtige Rolle. Feller entwickelt mitunter bewegte Skulpturen, welche subtile oder offensichtliche Veränderungsprozesse durchlaufen. Sie referieren auf das Interesse des Künstlers an Faktoren, die unsere Wahrnehmung sowie unser Handeln bestimmen. Das Zwischenmenschliche und damit der Einbezug von Menschen und deren Lebenssituationen spielt auch in Andreas Webers (*1962, lebt und arbeitet in Küssnacht am Rigi und in Arth) künstlerisches Schaffen mit ein. Sich innerhalb der Medienkunst, des Animationsfilms, der Druckgrafik oder skulpturalen Techniken bewegend, arbeitet Weber meist installativ und ortspezifisch. Das Verfolgen von gesellschafts-politischen Inhalten wie philosophischen Fragestellungen prägen die Vorgehensweise des Künstlers.

Erdgeschoss
Unter dem Titel «Streetview» sind animierte, gemorphte Zeichnungen zu sehen, die Andreas Weber aus Bildern von Google Street View entnommen hat. Übersetzt und aneinandergereiht suggerieren sie ein Art Fahrt durch Meggen. Es ist die erste von drei Projektionen, die im Benzeholz zu sehen sind. Als Klangzeichnungen konzipiert reagieren sie auf unmittelbare Geräusche im Raum – wie beispielsweise Klatschen oder Schritte von Besucher:innen. Aber auch andere auditive Werke in der Ausstellung wirken darauf ein. Mit seinem kontextspezifischen Ansatz bringt Weber somit die nahe Aussenwelt mit dem augenblicklichen Geschehen im Raum zusammen.

Die auf dem Boden liegenden Schwemmhölzer sowie der Stein referieren vorerst auf den Aussenraum. Ramon Feller hat das Holz vor dem Benzeholz gesammelt und bearbeitet. Bei näherer Betrachtung sind kleine Löcher erkennbar, die den Blick auf Screens freigeben. Darauf zu lesen sind poetische Textarbeiten des Künstlers, welche auf ein mögliches inneres Empfinden der organischen Strukturen verweisen. Es geht um Gefühle von Freiheit und Verlorenheit, um Vergänglichkeit und das Zyklische im Leben, darum, dass auf das Ende ein Anfang folgt, so dass gestrandetes Schwemmholz durch die Überschwemmung erneut fort-getrieben wird. Zusammen mit der Arbeit «Have been the Afterwards», welche unter anderem aus Megger Gräsern besteht, adressieren die hybriden Objekte Fragen nach Kultur und Natur als vermeintliche Gegensätze.

In zeitlichen Abständen, punktuell wie rhythmisch, ist ein lautes Klopfen zu hören. Unvorhersehbar und an unterschiedlichen Stellen erklingend, ist der Ursprung des Schlaggeräusches vorerst schwer auszumachen. Als Auslöser dienen Solenoide - kleine Motoren - welche auf den Untergrund schlagen. Ramon Feller hat sie auf der Rückseite der Wände montiert und deren Bewegungen vorprogrammiert. Wie agieren wir im Raum? Was oder wem schenken wir unsere Aufmerksamkeit?
Mit der Installation «Cracking Control» widmet sich Ramon Feller dem Benzeholz als Resonanzraum. Die Arbeit kann als Erforschung des Hauses und unserer Orientierung darin verstanden werden. Dabei legt Feller den Fokus auf das Material und die Beschaffenheit des Ausstellungs-raums selbst und gewährt uns auch einen Blick hinter die Kulissen. Besucher:innen können über die Ausstellungsdauer hinweg immer wieder neue Erfahrungen machen, denn die zeitlichen Abläufe der Schläge verändern sich an jedem Ausstellungstag.

Obergeschoss
In der Animation mit dem Titel «Swing» sind Golfer:innen zu erkennen, welche die Bewegung des perfekten Abschlags ausüben. Auf den Golfsport verweisen auch die über 2000 Bälle, die im Benzeholz verteilt aufliegen. Sinnbildlich stehen die Arbeiten für Transformationen, welche die Gemeinde Meggen in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat. Waren früher Obstbäume und Mostereien für die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, prägen heute Einfamilienhäuser und Villen die Landschaft. Dazu kam auch der gemeindeeigene Golfplatz. In ihrer Grösse mögen die Golfbälle so auch an eine Ansammlung von Mostbirnen erinnern, die vom Baum gefallen sind.

Dachstock
Die Audioarbeit im Dachstock vereint Ausschnitte von Interviews, die Andreas Weber mit Menschen aus Meggen geführt hat. Sie erzählen aus dem hiesigen Leben und von der Gemeinschaft. Die Soundbites sind alphabetisch geordnet. Mit der polyphonen Klanginstallation lädt der Künstler dazu ein, sich in den collagierten Strom von Stimmen zu begeben. Begleitend dazu ist die dritte digitale Zeichnung mit dem Titel «Sightseeing» zu erkennen. Mit zwanzig randomisierten Bildern veranschaulicht sie Sehenswürdigkeiten rund um Meggen sowie Motive, die sich aus den Gesprächen speisen. Als kurze, flüchtige Momente scheinen sie sich uns jedoch immer wieder zu entziehen.

Aussenraum
Vor dem Eingang des Benzeholz verweist die Arbeit «Remembering Max» in memoriam an Mäxli, der langjährigen Hundegefährtin von Andreas Weber und regelmässigen Benzeholzbesucherin. In Form von Bronzeabgüssen sind Äste verewigt, die jeweils auf dem Sims vor seinem Atelier aufliegend für das Spiel bereitgestanden haben. Der QR-Code in der Schale weist auf das 2024 gestartete, partizipative Projekt des Künstlers hin.

Download Flyer

Text: Katrin Sperry
Fotos: Ralph Kühne