Barbara Davi geht virtuos auf den Ort ein und gestaltet Räume und Stimmungen. Sie komponiert, collagiert, bricht Räume auf, dynamisiert sie. Linien ziehen sich durch den Raum, Objekte bilden Blickpunkte oder suggerieren Bewegung. Farbflächen oder -körper nehmen Raum ein, Objekte werden arrangiert. Das Raumkoordinatennetz wird von der Künstlerin bewusst in Schwebe versetzt. Der Titel «Der Raum als Feld» weist auf die Bedeutung der Komposition im Werk von Barbara Davi hin. Wie das Fussballfeld sich durch seine Markierungen charakterisiert und die Spielregeln sichtbar macht, definieren hier die Farben, Formen und Materialien den Raum.
In Meggen lässt sich die Künstlerin von dem freistehenden Ausstellungshaus am See und der seltsam verlassen anmutenden Umgebung mit den herrschaftlichen Anwesen inspirieren. Auf dem Vorplatz unterstreicht sie die fiktive Ruine gesellschaftlichen Zusammenseins und Genusses. Die Arena und das Plateau aus Waschbetonplatten der 1980er Jahre gestaltet die Künstlerin zu Chaise Longueartigen Skulpturen um. Die platzierten Betonelemente verorten den Raum, sie bilden Relationen untereinander und eröffnen ein Feld.
Im Erdgeschoss schieben sich gebrochene Gipsplatten in den Raum, brechen diesen auf, legen Ebenen hinein und weiten ihn. Analog zur Horizontalen des Sees, in dem sich das Sonnenlicht bricht, reflektieren die Tafeln. Es bilden sich transparente, ephemere Farbräume. Zu den Lichträumen gesellen sich im Dachgeschoss die Schatten. Die Objekte sind weniger abstrakt, teilweise mit Erinnerungen oder Spuren versehen. Dadurch entsteht ein fragiler, eher privater Raum.
Im mittleren Stock steht der Bildraum im Zentrum. Farblinien und -flächen bilden Kompositionen, die durch ihr instabiles Gleichgewicht unseren Blick dynamisieren. Die Haptik der Materialien und das Spiel mit den Dimensionen schliesst den Kreis zu den Objekten im Dreidimensionalen.
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Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne