Mit der Doppelausstellung von Sara Gassmann und Simon Kindle eröffnet das Benzeholz Raum für zeitgenössische Kunst nach der Renovation wieder seine Tore.
Sara Gassmann (*1980, lebt in Basel) interessiert sich für die prozesshafte Verschränkung von Form und Farbe oder von Figur und Grund. Diese geradezu klassischen Themen der Malerei fordert die Künstlerin heraus und sucht darin ihre eigene Sprache. Dazu rüttelt sie an den Grenzen der Malerei, nimmt lineare zeichnerische Elemente auf oder experimentiert mit Rauminstallationen bzw. Keramik, welche ihr die Möglichkeit bieten real räumlich oder körperlich zu arbeiten und dennoch die Oberfläche als Malerei zu begreifen. Eine solche Installation ist parallel im sic! Elephanthouse in Luzern ausgestellt.
Die Farbmischungen, die Rhythmen und Schichtungen zeugen von unabgeschlossenen Kompositionen und rufen Zustände oder Stimmungen hervor. Die Reduktion der Geschichte auf das Wesentliche und die Bindung von Körpern und Räumen an die Fläche der Malerei sind archaischen Formensprachen ähnlich. Die Anspielung an die Figur und ihr gleichzeitiges Verwerfen und Überlagern eröffnen Assoziationen, ohne dass ein realitätsnahes Bild entsteht. Figurale Elemente und gestische Pinselstriche nehmen die Betrachtenden mit auf eine Reise durch das Bild.
Simon Kindle (*1983 lebt in Adligenswil, Luzern und Balzers) reflektiert die Umgebung und stellt in seinen Installationen und Performances auf humorvolle Art und Weise gesellschaftliche Systeme vor. Im Benzeholz greift er auf das Megger Wappen zurück und fragt nach dessen identitätsstiftender Funktion. Die Besuchenden werden im Dachstock mit einer begehbaren Volière konfrontiert, welche sich durch das Fenster nach Aussen fortsetzt. Der über den Köpfen hinweg fliegende Sound – gestaltet in Zusammenarbeit mit Marco Baltisberger (*1987, lebt in Luzern) - zeugt von der Präsenz eines Raubvogels und suggeriert einen Moment der Erhabenheit und Bedrohung zugleich. Was wird eingegrenzt? Welchen Bezug haben wir zu diesem Vogel bzw. wofür steht er? Wieso wird er zur Identifikationsfigur?
Über die Installation werdendie Besuchenden körperlich involviert, während der Sound die Vorstellung aktiviert. Diese kann nun in einem bereitgestellten Block aus Plastilin seine vielgestaltige Form annehmen. Damit wird das Werk erweitert und die Frage nach der Form des Wappentiers auf andere Weise aufgegriffen. Nach dem Modellierworkshop der Vernissage wird das partizipative Objekt im Gemeindehaus Meggen aufgestellt.
Text: Annamira JochimBilder: Ralph Kühne