Karin Kurzmeyer und Shannon Zwicker referieren in ihren Werken auf unterschiedliche Art und Weise auf Körper und ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Im Medium der Skulptur, der Zeichnung und der Leinwand wird das Sprechen der Membran zwischen Innen und Aussen oder die Taktilität von Oberflächen hervorgerufen.
Karin Kurzmeyer (*1987 in Luzern, lebt in Zürich) lotet die Grenze von Keramik und Kunst aus. Die Befragung der Keramik als Skulptur nimmt sie über die Körperlichkeit oder die Oberflächenstruktur ihrer Objekte auf: Sie treibt die Glasur bis zur süssen Verführung, greift ironische Momente auf, setzt rohe Partien und Fingerabdrücke bewusst ein, um den Schaffensprozess sichtbar zu machen.
In einzelnen Fingerabdrücken, die sich wie ein Haarschopf oder ein Kleid um den Körper legen, oder in Rundungen, welche sich nach oben schwingen, teilweise wieder in sich zusammensinken, erzählt ihre neueste Serie «Body Talk» von Körpern und ihren Motiven. Nicht aus dem Kopf, sondern aus dem Bauch heraus sprechen diese Körper, obwohl oder gerade weil sie in ihrer Form rundum geschlossen sind. Anders scheinen die Papiertellermasken aus Keramik «Spells and Blessings» geradezu die Körperöffnungen zu zelebrieren. Mit dem Ausschneiden und Auftragen, mit den Einkerbungen und Ritzungen bringen sie die zweite Haut und die Maskerade ins Spiel.
Shannon Zwicker (*1992 aufgewachsen in Igis, lebt in Luzern) widmet sich in kleinformatigen Zeichnungen aus Farbstift, Kreide und Aquarelle dem Prozesshaften und Organischen. Linien mäandrieren über die Papierfläche, fangen Formen ein oder bringen Felder aus aneinandergereihten Strichen oder fliessenden Farben zum Vorschein. Die bewegten Formen und das Herantasten des Strichs vermitteln Fragilität und Momenthaftigkeit.
Obwohl ihre Werke abstrakt sind, verweisen die Rundungen, dieHautfarben und teilweise die Oberflächenstruktur auf Körper. Auch die von der Wand hängende Leinwand wirkt wie Haut oder Papier. Mit Acryl, Kreide und Spray erzielt sie darauf in grossen Formaten offene, ineinander verwobene Strukturen. Ausschweifende Linien, lose besprayte Flächen und roh belassene Elemente eröffnen Spannungsfelder zwischen sich ausbreitenden Massen und deren Begrenzung. In den minimalistisch und abstrahierten Bildern von Zwicker wird die Suche nach Proportion und Komposition deutlich.
Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne