Andreas Brunner / Sara Stäuble. Flackernde Lichter, taumelnde Nebel

25.08.-23.09.2018

Andreas Brunner und Sara Stäuble wurden in der Regiokunst 2017 im Benzeholz mit dem Ausstellungspreis ausgezeichnet und zeigen nun ihre aktuellen Werke.

Andreas Brunner (*1988) ist in Meggen aufgewachsen und hat in Luzern und Reykjavik Bildende Kunst studiert. Der Künstler entwickelt aus gefundenen und alltäglichen Materialien lose Gefüge, welche durch ihre Art der Präsentation nach Sinn fordern und oft an wissenschaftliche oder persönliche Sammlungen erinnern. In seiner neuesten Installation «Allow to Leak» verbindet er anthropomorphe, organisch gewachsene Strukturen mit technoiden Motiven und industriell gefertigten Materialien. Die Kombination seltsam deformierter oder erodierter Objekte mit der Ästhetik rollender Bürostühle oder fahrbarer Utensilien aus Konferenzräumen hinterlässt Fragen nach dem woher und wohin. Die Filme greifen im Wiederholen des sinnlosen Anpassens des Knochens an einen Arm oder des Explodierens einer Sonne, einer Zelle oder eines Atoms vegetative, teils unkontrollierbare oder nicht aufeinander abgestimmte Systeme auf. Beim Bewegen durch die Installation werden die Betrachtenden körperlich involviert und treten in Relation zu den einzelnen Objekten. Auf der Suche nach Sinn entstehen narrative Stränge, die sich mit dem Standpunkt verändern, entschwinden und wieder neu erahnen lassen.

Sinnbildlich dafür bringt der grobkörnige Druck auf Folie im Erdgeschoss das Bild ansatzweise zum Verschwinden und treibt zugleich mehrere Bilder an die Oberfläche. Auch der Bildinhalt scheint auf das Auslaufen im Titel der Installation zu referieren.

Sara Stäuble (*1988) ist in Küssnacht am Rigi aufgewachsen und lebt in Meggen. Seit sie den Bachelor in Visueller Kommunikation mit Vertiefung Video an der Hochschule Luzern 2012 abgeschlossen hat, sind mehrere Filme entstanden. Nach einem aufwendigen Drehbuch erarbeitet und mit einem Anfang und Ende versehen, gleichen sie Spielfilmen, ohne aber dessen Motive und lineare Erzählung aufzunehmen. Vielmehr verknüpft die Künstlerin in sich stimmige Bildmomente zu einem komplexen Ganzen.

In ihrem neuen Film «Nachtmeerfahrt» nimmt sie die Zuschauerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise. Mit dem Sprung ins Wasser geht es durch Unterwasserwelten und sinnliche Naturszenarien begleitet von Sound und Erzählstimme. Die Stimme berichtet von Ereignissen oder Gefühlen der Protagonistin oder beschreibt Sinneswahrnehmungen. Ängste, Alpträume und Geborgenheit wechseln sich ab. Die Kameraführung lässt uns buchstäblich unter Wasser tauchen. Bildmomente blitzen auf, bleiben stehen, während das Wasser oder der Sound uns unaufhörlich weiterspült, selbst dann wenn die Protagonistin in ein Moosbett schlüpft und quasi unsichtbar in der Natur zurückbleibt. Mittels Stimmungen von Naturelementen, gezielten Lichtsituationen und Geräuschen entführt der Film uns ins unergründliche Unbewusste.


Wie in «Nachtmeerfahrt» steht die Künstlerin auch in anderen Filmen nicht hinter der Kamera, sondern performt als Protagonistin vor der Kamera. Nun wird sie zum ersten Mal an der Vernissage und zum Aktionstag der Luzerner Kunstinstitutionen eine Performance vor Publikum abhalten. Die Installation mit Mikroskop, Projektion und Discokugel kreist um die Performance «aus dem Wasser an den Himmel».

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Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne