Die Künstlerin Edith Flückiger (*1960 in Wien, lebt in Luzern) verschränkt in ihren Werken Text und Bild oder Sound und Bild. Poetische Texte fliessen über Bildschirme, als Projektion über Wandflächen oder spannen als Schrifttafeln Raum auf. Sie irritieren die auf Verstand ausgerichtete Sprache, rufen Bilder hervor und eröffnen Gedankenräume. Die projizierten Bilder wirken durch ihre Dimensionen und die Tiefenschärfe räumlich und werden unterstützt durch den Sound geradezu körperlich wahrgenommen. Obwohl sich die Bilder zwar an der äusseren Realität orientieren, entführen sie in innere Welten.
Für die Einzelausstellung im Benzeholz - Raum für zeitgenössische Kunst entwirft Edith Flückiger über drei Stockwerke des Fachwerkhauses eine Audio-Video-Licht-Installation. Die vor uns liegende Landschafts-Projektion sich leicht bewegender Bäume und dem ruhig daliegenden Weiher erzeugt Gefühle der Schönheit und Verlassenheit zugleich. Da es nichts zu sehen gibt, ausser dem Grün der Natur und der sich leicht bewegenden Umgebung der Blätter entsteht eine Unendlichkeit.
Erstmals wird Text als gesprochene Sprache eingesetzt. Eine Frauenstimme berichtet nüchtern von ihrer Erfahrung allein zu sein, abgeschieden von der äusseren Welt, inmitten der Ruhe der Natur, von einer inneren Stimme und vom Sich Vergewissern ihrer eigenen Existenz. Die Bilder zeigen Nahaufnahmen von Blättern, meist auch verwitterte Holzbretter wie Teile einer Behausung. Die nicht näher gekennzeichneten Aufnahmen generieren Vertrautheit, auch wenn oder gerade weil sich ihr Umfeld nicht verorten lässt. Zugleich entsteht auch ein Gefühl der Leere und des Ausgeliefertsein. Von Zeit zu Zeit wechselt die Perspektive subtil von Aussen nach Innen und umgekehrt. Wir als Wahrnehmende werden auf uns selbst zurückgeworfen. Der Sound ausgehend vom Originalton der Natur und die Erzählung der Stimme greifen die Ambivalenzen auf und erzeugen eine Schwebe.
Die Installation erzählt keine lineare Geschichte, vielmehr tauchen die Besuchenden in einen sich mit der Zeit und dem Raum verändernden Zustand ein. Die raumgreifenden Bilder, die Stimme und der immersive Sound eröffnen Erfahrungen von Zeitlosigkeit, von Vergänglichkeit oder gar von der Fragilität der menschlichen Existenz.
Text: Annamira Jochim
Bilder: Ralph Kühne