Das malerische, fotografische und installative Werk von Nils Nova (*1968) fordert unsere Wahrnehmung heraus und bringt uns an einen unerwarteten Ort. Die Malerei des Künstlers mit schweizerischen und mittelamerikanischen Wurzeln bewegt sich zwischen Fülle und Leere, zwischen Fläche und Raum, Imagination und Wirklichkeit. In der gleichmässig behandelten Bildfläche, dem All over, kann ein Vergleich zur amerikanischen Malerei der 1950er und 1960er-Jahre gemacht werden, während Nils Nova aber bewusst den aus dieser Malerei verbannten Illusionsraum wieder aufgreift. Selbst Gemälde, die Gegenstände abbilden, setzen durch die Verwendung überbelichteter Fotografien als Vorlagen sowie dem eng gewählten Ausschnitt eine Kippbewegung zwischen Figur und Abstraktion in Gang. Wir vermeinen etwas zu erkennen und werden wie in einer zeitgenössischen Art des Trompe l'oeil mit etwas Unerwartetem konfrontiert.
Parallel Ausstellungbei Hilfiker Kunstprojekte Luzern
Für die Parallelausstellungen von Benzeholz Raum für zeitgenössische Kunst und Hilfiker
Kunstprojekte hat Nils Nova ein Ensemble von neuen Werken geschaffen. Die Bilder
entstammen den drei Werkgruppen der «Interferenzbilder», «Projektionsflächen» und
«Speicherbilder» und beziehen sich farblich, inhaltlich oder entstehungsgeschichtlich
aufeinander. Das immaterielle Pulsieren der Pigmente der beiden erstgenannten
Werkgruppen aktiviert die Wahrnehmung und bringt diese in einen fortwährenden Zustand
des Flotierens. In den «Projektionsflächen» heben sich die in lasierenden Schichten
aufgetragenen Farben in einem Grau- oder Dunkelton auf und treten erst im Lauf der Zeit
wieder hervor. Es entsteht eine gegenläufige Bewegung zwischen dem Sog der Absorption
und dem Aufsteigen der einzelnen Pigmente aus dem unbestimmbaren Grund. Wird hier die
Bewegung in die Bildtiefe gelenkt, von der Fläche zum Bildraum und wieder zurück,
vollziehen die einzelnen nebeneinander liegenden Farbstreifen in den «Interferenzbildern»
eine Bewegung vom unteren zum oberen Rand.
Bei den «Projektionsflächen» hingegen
findet die Differenzierung am Rand als über diesen hinauslaufende Rinnsale oder als
Sichtbarmachen der übereinanderlagernden Farbflächen statt.
Die Bewegung der Farbe über die Leinwand hinweg findet ihre letzte Konsequenz in den
daraus resultierenden «Speicherbilder». Wurden diese Werke bislang meist als
Bodenelement in Installationen gezeigt, werden sie hier auf Rahmen aufgespannt. Die
Leinwand speichert zwar die Farben und Formate früherer Bilder, bildet aber durch die
Materialität der Tropfspuren und die bewusst als mehrfache Rahmung konzipierten
Farbverläufe eine eigene Dynamik. Die Bilder erinnern an märchenhafte Bühnenräume und
locken den Blick zur Wanderschaft. Trotz der unterschiedlichen Beschaffenheiten der drei
Werkgruppen fungiert das Bild stets als Fenster zur Welt der Imagination.
Text: Annamira Jochim
Bilder: Nils Nova